gemeinsame Aktion von IG Metall WBZ Brome und VVN/BdA Wolfsburg

Mahn- und Gedenktafel am ehemaligen Kindersterbelager Rühen

12.05.2014 | Auf Initiative des WBZ Brome und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen (VVN/BdA) Wolfsburg wurde am 9. Mai am authentischen Ort des ehemaligen Kindersterbelagers Rühen eine Mahn- und Gedenktafel enthüllt.

Claus Lamek vom WBZ Brome und Mechthild Hartung von der VVN/BdA eröffneten die kleine Feierstunde, in der gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler der Realschule Rühen der wohl jüngsten Opfer der Nazi-Verbrechen gedacht wurde. Denn mindestens 365 Säuglinge kamen in dem Lager am Ortsrand von Rühen im Landkreis Gifhorn zwischen 1944 und 1945 ums Leben. Ihr Tod war von den Faschisten gewollt: Sie starben an vorsätzlicher Vernachlässigung.

Die kleine Gedenktafel, die jetzt vor Ort permanent Zeugnis ablegen soll, haben die Veranstalter provisorisch gegen den Zaun des Geländes gelehnt, denn die Genehmigung zur Aufstellung kam erst in letzter Minute. Das ist kein Zufall. Die Tafel hat in Rühen für einigen Wirbel gesorgt. Darauf wies Mechthild Hartung in ihrer Eröffnungsrede hin. Nun ist sie froh, dass die Gedenktafel im Beisein von Juri Wasjunez enthüllt werden konnte. Der Ukrainer hat wie durch ein Wunder das Lager überlebt. Auf Einladung der IG Metall Wolfsburg ist er extra aus der Ukraine angereist. Er ist ohne Groll, aber er will die Erinnerung hochhalten und mahnen, dass so etwas nie wieder passieren darf. Deshalb sei die Gedenktafel am authentischen Ort so wichtig.

Ein zweiter Überlebender des "Kinderheimes", Waldemar Krassmann, konnte wegen Krankheit leider nicht an der Enthüllung teilnehmen. In seiner Rede, die von seinem Sohn Jörg verlesen wurde, sagt er: "Die Tafel hier an der Straße für alle sichtbar auf zu stellen, ist das Wenigste, was man noch für die gestorbenen Kinder tun kann."

Eindrucksvoll für alle war das Mitwirken der Schülerinnen und Schüler der Realschule an der kleinen Feier. Für sie stand das Gedenken an die kleinen Opfer im Vordergrund. Mit dem Lied "Was braucht ein Kind zum Leben?" erinnerten sie an all das, was die gestorbenen Kinder nicht hatten – wie Liebe und Geborgenheit. Was aus den Säuglingen hätte werden können, haben sie sich gefragt und fiktive Lebensläufe geschrieben. Zum Schluss stecken sie Rosen an den grünen Metallzaun neben die Gedenktafel. "Erinnern, Mahnen, Handeln" steht darauf. Die Kinder haben das an diesem Freitag eindrücklich getan.