Ihnen war Freiheit, Demokratie und Menschenwürde verwehrt

31.05.2010 | Am 18. Juni wird die Stadt das Mahnmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter in Wolfsburg offiziell einweihen. Rund 560.000 Euro investiert die Stadt in die Neugestaltung des Platzes vor der Markthalle. Damit ist die Initiative des „Vereins zur Unterstützung ehemaliger Zwangsarbeiter“ erfolgreich umgesetzt worden. Gleichzeitig bekommt der Platz – wie von der IG Metall vorgeschlagen – den Namen Sara-Frenkel-Platz.

WN-Artikel vom 19.11.2009

Im April 2008 hat Olde Dibbern vom „Verein zur Unterstützung ehemaliger Zwangsarbeiter“ anläßlich des 70. Stadtjubiläums in der WIR ein „sichtbares Zeichen“ gefordert. Die Geschichte dieser Stadt sei untrennbar mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter verbunden. Während des Weltkrieges lebten bis zu 20.000 Zwangsarbeiter auf dem Gebiet des heutigen Wolfsburg – und mussten unter schlimmen Bedingungen bei VW und anderswo arbeiten. Das waren 75 Prozent der damals hier lebenden Bevölkerung. „Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihnen endlich den notwendigen Respekt zollen“, forderte Dibbern in dem Interview.

Mit dem nun aufgestellten Mahnmal wird dieser Wunsch erfüllt. Bei dem Denkmal handelt es sich um den Bronzeabguss eines von dem Münchener Künstler Andreas von Weizsäcker und der Stadt Wolfsburg gesicherten eineinhalb Meter hohen Buchenstammes mit Inschriften von Zwangsarbeitern. Die Skulptur wird ergänzt durch eine bronzene Schrifttafel, die auf der Rückseite, einem Schatten gleich, als Intarsie in den Boden eingelassen werden soll. In dem Text heißt es u.a.: „Die Zeichen des Baumes mahnen uns, nicht zu vergessen: Wir versprechen, das zu achten und zu verteidigen, was ihnen verwehrt blieb – Freiheit, Frieden, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde. Den Opfern gewidmet, der Zukunft gerichtet.“ Sabrina von Weizsäcker, die Witwe des Künstlers, wird gemeinsam mit Oberbürgermeister Rolf Schnellecke die Erinnerungsstätte enthüllen. Mehrere ehemalige Zwangsarbeiter nehmen an der Feierstunde teil.

Das künftige Mahnmal befindet sich auf historischem Grund, denn in diesem Bereich befand sich zu Kriegszeiten der Eingang zum Arbeiterlager. Parallel zur Enthüllung wird der Platz den Namen von Sara Frenkel bekommen. Sara Frenkel, eine polnische Jüdin, hat unter falscher Identität von 1943 bis 1945 als Krankenschwester im Volkswagenwerk gearbeitet. Dabei bemühte sie sich insbesondere um die Kinder der Zwangsarbeiterinnen, von denen die meisten im späteren Kinderlager in Rühen umgekommenen sind. Zusammen mit ihrem Ehemann hat sich Sara Frenkel bereits in den 1980er Jahren sehr intensiv um das Gedenken dieser ermordeten Kinder verdient gemacht. Wenn es ihre Gesundheit zulässt, dann wird Sara Frenkel, mittlerweile 88 Jahre alt, ebenfalls an der Feierstunde teilnehmen.

Freitag, 18. Juni 2010
16.00 Uhr: ökumenischer Gottesdienst, Christuskirche
17.30 Uhr: Einweihung des Mahnmals auf dem Sara-Frenkel-Platz
Redner: Prof. Rolf Schnellecke Sabrina von Weizsäcker
Grußwort: Sara Frenkel-Bass
Musik: Jacqueline Treichler