IG Metall-Vertrauensleute im VW-Werk Wolfsburg setzen Zeichen gegen Rassismus

21.03.2017 | Wolfsburg - Mit einer prominent besetzten Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Rassismus hat die Migrantenvertretung der IG Metall im VW-Werk Wolfsburg ein Zeichen gesetzt gegen Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus. Etwa 400 Vertrauensleute folgten der Einladung des Teams um Giuseppe Gianchino, Vorsitzender der Migrantenvertretung, und versammelten sich am Dienstag zur Großbereichssitzung in Sektor 13 an der Südstraße. Als Gastredner begrüßten sie Uwe-Karsten Heye.

Uwe-Karsten Heye

Der frühere Regierungssprecher Heye ist Gründungsmitglied der Initiative Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland. Heye forderte in seiner Rede vor den Vertrauensleuten: "Das gegenwärtige Klima in Deutschland ist besorgniserregend: Rassismus ist Alltag und rechtsextreme Straftaten nehmen seit Jahren zu. Gerade im Wahljahr sollten wir deshalb klare Haltung beziehen und nicht der Agenda der Rechtspopulisten folgen. Gesicht Zeigen heißt: klare Kante gegen Rechts, für ein weltoffenes Deutschland." Heye berichtete von alarmierenden Zahlen: So habe es zum Beispiel im Jahr 2016 bundesweit etwa 1000 Straftaten gegen Asylunterkünfte gegeben. Experten der Vereinten Nationen zeigten besonders große Besorgnis über die Lage von Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland.

Giuseppe Gianchino sagte: "Volkswagen steht für ein internationales, weltoffenes Miteinander. Allein hier im Werk Wolfsburg arbeiten Menschen aus 105 Nationalitäten zusammen. Das ist eine Stärke unserer Unternehmenskultur. Aber trotz vieler Erfolge bleibt auch bei uns das klare Eintreten gegen Rassismus immer noch eine ständige Aufgabe." Die Diskriminierung von Migranten sei ein
Alltagsphänomen - auch in Wolfsburg. "Manchmal reicht dafür schon ein ausländisch klingender Name aus", berichtet Gianchino von den Erfahrungen der Migrantenvertretung.

Der 1. Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, Hartwig Erb, betonte: "Auch in jüngerer Zeit merken wir wieder: Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus gehören in Deutschland und Europa nicht der Vergangenheit an. Diese Tendenzen sind aktuell, und damit bleiben sie gefährlich." Umso wichtiger sei es daher, dass sich Initiativen wie 'Gesicht zeigen!' und Einrichtungen wie die IG Metall-Migrantenvertretung weiterhin starkmachen für das solidarische Zusammenleben in der Gesellschaft. "Volkswagen ist dabei schon immer mit gutem Beispiel vorangegangen", sagte Erb und erinnerte etwa an die historische Aufarbeitung der Zwangsarbeit und die Integrationsleistung im Zuge der Anwerbung sogenannter Gastarbeiter in den 1960er Jahren.

Erstmals unterstützt in diesem Jahr auch der Volkswagen Konzern die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Eine Aktion dabei: Konzernweit zeigen Mitarbeiter aller Marken, Tochterfirmen und weltweiten Standorte mit einer Foto-Aktion ihr Gesicht für die gute Sache. Auf der Großbereichssitzung am Dienstag kamen zahlreiche neue Motive hinzu.

Dr. Niels Bosse, Personalleiter im Volkswagen Werk Wolfsburg, sagte in seiner Rede: "Volkswagen ist ein weltoffenes Unternehmen. Wir setzen auf Vielfalt, Respekt und Chancengleichheit. Diese Grundsätze leben wir bei Volkswagen - und wir beweisen täglich, wie gut und erfolgreich Menschen aus unterschiedlichsten Ländern zusammenarbeiten können."

Hintergrund Tag gegen Rassismus:
Am 21. März 1960 wurde eine friedliche Demonstration in Sharpeville in Süd-Afrika in Reaktion auf ein Gesetz über die Apartheid niedergeschlagen. 69 Menschen starben. 1966 riefen die Vereinten Nationen den 21. März als "Internationalen Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung" aus. Hierzulande fördert inzwischen die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus zahlreiche Aktionen. Der diesjährige Zeitraum läuft vom 13. bis 26. März.

Die Migrantenvertretung der IG Metall im VW-Werk Wolfsburg nimmt den Tag gegen Rassismus bereits seit Jahren zum Anlass für Tagesveranstaltungen, Info-Aktionen und ein kulturelles Programm. Die Migrantenvertretung kümmert sich um die Belange der Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund. Sie besteht aus einem sechsköpfigen Koordinationsteam und 50 Vertrauensleuten. Insgesamt arbeiten etwa 3000 ausländische Beschäftigte im Werk. Die Aufgaben der Migrantenvertretung erstrecken sich auch auf das kulturelle Zusammenleben in der Region.