Altersteilzeit: Mit 59,5 Jahren aus dem Job aussteigen

"Ich will meine Rente noch einigermaßen gesund erleben"

11.01.2010 | Hoffnung für ältere VW-Beschäftigte. Mit dem Tarifabschluss haben Kolleginnen und Kollegen der Jahrgänge 1955 bis 1960 die Möglichkeit, zu den bisherigen Bedingungen in Altersteilzeit zu gehen. Sie können trotz Rente mit 67 bereits mit 59,5 Jahren aus dem Job aussteigen. WIR sprach mit zwei Kollegen, die dank des IG Metall-Tariferfolges die Chance nun nutzen wollen.

Bernd Dengel

Axel Lüer

"Bis sonst wann arbeiten und dann in die Kiste? Nicht mit mir!" Bernd Dengel ist Jahrgang 1960 und gesundheitlich noch voll auf der Höhe. Bis zum letzten Tropfen Sprit arbeiten kommt für ihn dennoch nicht in Frage. Der 49jährige will mit 56 in Altersteilzeit. Insgesamt also noch rund 10 Jahre, dann hat er es geschafft. Derzeit arbeitet er als Fräser im Zwei-Schicht-System in der "Mechanischen", wie er seinen Arbeitsort bei Volkswagen nennt.

Das frühe Ausscheiden möglich macht die Altersteilzeitregelung bei VW, die im Rahmen der letzten Tarifrunde verlängert wurde und nun bis 2016 gilt. Trotz Wegfall der gesetzlichen Regelung zum Ende des Jahres wird sie bei Volkswagen auf Grundlage der bisherigen Bedingungen fortgeführt. Jetzt profitieren die Jahrgänge 1955 bis 1960. Frühestens mit 59,5 Jahren ist man aus dem Betrieb. Die Altersteilzeit erstreckt sich, je nach Interesse, auf eine Zeit zwischen zwei und sieben Jahren.

"Ein älterer Beschäftigter hat die Möglichkeit, vorzeitig auszuscheiden, und ein junger Mensch kann im Gegenzug übernommen werden. Das hat die Altersteilzeit zum generationsübergreifenden Erfolgsmodell werden lassen und darf in keinem Fall gefährdet werden", unterstreicht Joachim Fährmann, VK-Leiter in Wolfsburg.

Axel Lüer (50), der bei Volkswagen als Meister für drei Schichten in der Lackiererei zuständig ist, teilt diese Auffassung. "Je länger wir Alten arbeiten, umso weniger Platz ist für die Jungen", lautet sein erstes Argument pro Altersteilzeit. Dabei hätte Lüer durchaus auch andere Gründe an vorderster Stelle nennen können. Zum Beispiel, dass er schwerbehindert ist und es noch "einigermaßen gesund" in den Ruhestand schaffen möchte. "Ich will meine Rente noch erleben", sagt er trocken.

Doch auch ohne gesundheitliche Beeinträchtigung sei die Belastung auf die Dauer zu hoch, betont Gewerkschafter Fährmann: "Arbeiter an den Bändern und in der Produktion könnten nicht bis 67 Jahre arbeiten."

Große Vorhaben braucht es jedenfalls nicht, um früher als vom Gesetzgeber vorgesehen in Ruhestand gehen zu wollen. "Besondere Pläne habe ich nicht", sagt Bernd Dengel, "aber das eine oder andere wird sich sicher finden". Außerdem freue sich seine Frau, mehr Zeit als bisher mit ihm verbringen zu können.

Die Brüder von Axel Lüer sind älter als er. Eine vergleichbare Altersteilzeitregelung wie zwischen VW und der IG Metall ausgehandelt, stand ihnen nicht offen. "Neidisch auf mich sind sie nicht. Aber ich wünschte mir, ihnen hätte auch so eine Möglichkeit offen gestanden."