Conti Teves

"Conti sieht das Problem in der Mitbestimmung am Standort Gifhorn"

17.07.2015 | Gifhorn - Im Landtag verabschiedeten CDU, SPD und Grüne einen Antrag, der die Continental AG auffordert, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. "Wir von der IG Metall finden es ungeheuerlich, dass die FDP diesem Antrag nicht folgen konnte", so Lothar Ewald, Zweiter Bevollmächtigter und zuständig für Continental in Gifhorn seitens der IG Metall Wolfsburg.

680 Arbeitsplätze beabsichtigt der Konzern in Gifhorn abzubauen. Mit der Verabschiedung des Antrags machte der Landtag deutlich, dass gerade die Continental AG als zweitgrößtes niedersächsisches Industrieunternehmen mit Hauptsitz in der Landeshauptstadt eine beschäftigungspolitische Verantwortung trägt. 

Der Landtag will nun per Beschluss erwirken, dass ein "sozialverträglicher Prozess ohne den Ausspruch von betriebsbedingten Kündigungen" beschritten wird. 

Weiter heißt es in dem Antragspapier: "Sollte die Verlagerung von bestimmten Produkten an andere Standorte wie beispielsweise Osteuropa nicht zu verhindern sein, muss versucht werden, andere innovative Produkte an die betroffenen Standorte zu vergeben, um qualifizierte Fachkräfte zu binden." 

Continental in Gifhorn hat europaweit das modernste Elektromotorenwerk und seinen Standort in der Nähe des profitablen Autobauers Volkswagen. Bisher werden 17 Prozent der Gesamtproduktion für Volkswagen gefertigt. Die IG Metall Wolfsburg hält das für ausbaufähig und sieht in der bisherigen Diversifikation Contis eine Chance. 

"Auf inhaltlich lösungsorientierte Gespräche, wie eine Stückkostenreduzierung oder das Schaffen von neuen Geschäftsmodellen für den Standort Gifhorn, ist die Arbeitgeberseite jedoch bisher nicht eingegangen", erklärt der Betriebsratsvorsitzende Uwe Szymanowski. 

"Die Verhandlungsführer von Seiten der Continental AG haben uns deutlich verstehen lassen, dass sie in Gifhorn ein Problem mit der stark ausgeprägten Mitbestimmung haben. Eine Verlagerung nach Tschechien sei nicht nur unausweichlich, weil das neue Werk bereits gebaut ist. Dies gehört wegen der dort fehlenden Mitbestimmung zur Strategie des Unternehmens", so Ewald. 

Der Umsatz von Continental wuchs in 2014 um 3,5% auf 34,5 Milliarden Euro, auch die Dividende, das Eigenkapital und der Cashflow stiegen. "Continental verabschiedet sich von seinen Werten und wendet sich schlicht weg dem Kapital hin", befürchtet der Bevollmächtigte. 

"Die IG Metall Wolfsburg bleibt dabei, wenn die erste betriebsbedingte Kündigung am Standort Gifhorn ausgesprochen wird, bevor wir uns mit der Arbeitgeberseite über einen konkreten Fahrplan verständigt haben, stehen wir mit der Belegschaft vor den Werktoren." Bereits am kommenden Montag werden die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite weitergeführt.